13. Juni: NSU-Mord an Abdurrahim Özüdoğru

Caro Keller

Abdurrahim Özüdoğru wurde 1952 im türkischen Yenişehir geboren. Mit 20 Jahren wanderte er nach Deutschland aus, um Maschinenbau zu studieren, wofür er ein Stipendium erhalten hatte. Während seiner Zeit an der Universität Erlangen-Nürnberg lernte er seine spätere Frau kennen, sie bekamen eine Tochter. Abdurrahim Özüdoğru arbeitete 25 Jahre lang als Metallfacharbeiter. Neben seinen Schichten betrieb er im Erdgeschoss seines Wohnhauses eine Änderungsschneiderei.

Am Nachmittag des 13. Juni 2001 wurde Abdurrahim Özüdoğru während der Arbeit in seiner Änderungsschneiderei vom NSU erschossen.

Nürnberg war ein Schwerpunkt des rechten Terrors des NSU. Schon der erste bekannte Anschlag des NSU fand dort statt: Das Attentat auf die „Pilsbar Sonnenschein“ am 23. Juni 1999. Im September 2000 hatte der NSU dann in Nürnberg seine rassistische Mordserie begonnen – mit dem Mord an Enver Şimşek an dessen Blumenstand. Abdurrahim Özüdoğru war das zweite Opfer der Mordserie. 2005 ermordete der NSU in Nürnberg İsmail Yaşar. Teilweise waren für die Anschläge und Morde genaue Ortskenntnisse notwendig. Bei der „Pilsbar Sonnenschein“ hatte von außen nichts darauf hingedeutet, dass die betroffene Gaststätte in Nürnberg erst kurz zuvor von einem Pächter migrantischer Herkunft übernommen worden war. Die in einer Seitenstraße Nürnbergs liegende Änderungsschneiderei von Abdurrahim Özüdoğru war nicht regelmäßig geöffnet. Nach Nürnberg gab es gerade aus der Chemnitzer Neonazi-Szene vielfältige Kontakte.

All dies führte vor der Selbstenttarnung des NSU jedoch nicht zu ernsthaften Ermittlungen in der rechten Szene. Im Gegenteil: Auch gegen Abdurrahim Özüdoğru und sein persönliches Umfeld wurde ermittelt. Diese Ermittlungen waren geprägt von rassistischen Vorannahmen. Aber auch als klar war, dass Abdurrahim Özüdoğru ein Opfer des NSU geworden war, blieben intensive Ermittlungen zum Unterstützungsnetzwerk des NSU in Nürnberg aus.

Lange gab es kein offizielles Gedenken der Stadt Nürnberg an Abdurrahim Özüdoğru. Die antifaschistische Initiative „Das Schweigen durchbrechen“ brachte ein Tafel am Tatort an, die mehrfach beschädigt wurde und schließlich ausgetauscht werden musste. Seit 2021 gibt es eine offizielle Gedenktafel am Tatort. In diesem Jahr soll ein Park in Nürnberg nach Abdurrahim Özüdoğru benannt werden.

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