Am 19. April 1943 (14. Nissan 5703) begann der bewaffnete Aufstand im Warschauer Ghetto. Er fiel auf den Vorabend des Pessach-Festes, der Erinnerung an die Befreiung der Israelit*innen aus der Knechtschaft in Ägypten. Während des Aufstandes setzten sich die im Ghetto verbliebenen Jüdinnen*Juden gegen die gewaltsame Liquidation des Ghettos und die anstehende Massendeportation durch Nationalsozialist*innen zur Wehr. Die jüdische Bevölkerung von Warschau zählte vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und des Überfalls Deutschlands auf Polen ungefähr 400.000, in dem am 1. April 1940 errichteten Ghetto mussten bereits im Oktober 1940 fast 450.000 Jüdinnen*Juden auf einer Fläche von 3,07 km2 unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Bereits vor dem Beginn der Massendeportationen im Sommer 1942 waren fast 100.000 Jüdinnen*Juden durch Krankheit und Hunger gestorben.
Organisiert wurde der Aufstand maßgeblich von der 1942 gegründeten ŻOB (Żydowska Organizacja Bojowa oder „Jüdische Kampforganisation“), einem Zusammenschluss verschiedener jüdisch-sozialistischer und zionistischer Jugendorganisationen. Dazu zählten der Bund, Ha-Shomer Ha-Tzair, Ha-Bonim Dror, Beitar und Bnei Akiva, der sich u. a. in Reaktion auf die systematischen Massendeportationen im etwa 80 km von Warschau entfernten Vernichtungslager Treblinka formiert hatte. Zum Zeitpunkt des Aufstandes lebten nur noch etwa 56.000 Jüdinnen*Juden im Warschauer Ghetto.
Der Aufstand konnte beinahe vier Wochen lang aufrecht gehalten werden. Nach den anfänglichen Erfolgen der Widerstandskämpfer*innen gegen Waffen-SS, SS-Hilfstruppen und Polizeikräfte befahl der leitende SS-Kommandant schließlich die systematische Inbrandsetzung sowie Sprengung von Gebäuden und Vierteln des Ghettos. Der Aufstand endete schließlich am 16. Mai 1943 mit der symbolträchtigen Zerstörung der Großen Synagoge von Warschau durch die SS.
13.000 Jüdinnen*Juden wurden während des Aufstandes ermordet, fast die Hälfte kam in Rauch und Flammen um. Die überlebenden 40.000 Jüdinnen*Juden wurden erschossen oder in die Vernichtungslager Majdanek und Treblinka deportiert.
Der Aufstand im Warschauer Ghetto diente dem Polnischen Widerstand zum Vorbild. Einige Überlebende des Aufstandes, darunter Jitzchak „Antek“ Zuckerman (1915-1981), der stellvertretende Kommandant des ŻOB, gründeten nördlich von Akko 1949 das Kibbutz Lochamei Ha-Geta’ot („Ghetto-Kämpfer“)
Ursprünglich sollte in Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto der 14. Nissan als Datum für Jom ha-Shoah oder Jom ha-Zikaron le-Shoah ve-ha-Gevurah, dem Gedenktag an die Opfer der Shoah in Israel gewählt werden. Das Datum wurde jedoch wegen seines unmittelbaren Bezugs zum Pessach-Fest auf den 27. Nissan verlegt. Dennoch spielt in vielen jüdischen Familien und Gemeinden die Erinnerung an den Aufstand eine wichtige Rolle während der Pessach-Erzählung am Sederabend.