Der International Women* Space (IWS) wurde von Aktivistinnen im Kontext der Geflüchtetenproteste 2012–2014 und den Besetzungen des Oranienplatzes und der Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg gegründet.
Im Jahr 2012 marschierte eine Gruppe von Asylsuchenden 600 Kilometer von Würzburg, Bayern, nach Berlin und forderte strukturelle Veränderungen im deutschen Asylsystem, wie die Abschaffung der Residenzpflicht sowie der Flüchtlingslager, das Recht zu studieren und zu arbeiten. Der Marsch kam im Oktober 2012 in Berlin an, die Teilnehmenden errichteten ein Protestcamp am Oranienplatz. Im Dezember besetzten Aktivistinnen auch die Gerhart-Hauptmann-Schule in der Ohlauer Straße, nur wenige Blocks vom Oranienplatz entfernt. Eine Gruppe von Frauen* schuf einen Raum nur für Frauen*, um den Stimmen von Migrant*innen und geflüchteten Frauen*, Gehör zu verschaffen. Von Anfang an konzentrierte sich der IWS darauf, ein Raum für Selbstbestimmung und Selbstorganisation zu sein sowie die Kämpfe von Frauen im Kontext von Migration zu dokumentieren. In den 17 Monaten der Besetzung der Gerhart-Hauptmann-Schule interagierten Hunderte von Frauen mit IWS und organisierten sich selbst.
Der Marsch und die Besetzungen erlangten nationale und internationale Aufmerksamkeit und drängten auf Veränderungen im deutschen Asylsystem.
Im April 2014 wurde der Oranienplatz geräumt, nachdem einige Geflüchtete eine Vereinbarung mit dem Berliner Senat unterzeichnet und bei der Zerstörung des Protestcamps geholfen hatten. Die Geflüchtete Aktivistin Napuli Langa leistete Widerstand, indem sie auf einen der Bäume am Oranienplatz kletterte und vier Tage lang gegen die Räumung protestierte. Im Juli 2014 versuchten der Berliner Senat und der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, eine ähnliche Vereinbarung mit den 300 Flüchtlingen zu treffen, die die Schule besetzten. Sie drohten mit der Räumung. Etwa 40 Aktivist*innen, darunter auch Mitglieder des IWS, leisteten Widerstand, indem sie neun Tage lang das Dach des Gebäudes besetzten. Die Nachbarschaft zeigte sich solidarisch. Polizeibeamte aus sechs Bundesländern waren fast 170.000 Stunden lang im Einsatz, was über 5 Millionen Euro kostete und die Aktion zu einer der größten Polizeiaktionen in der Geschichte Kreuzbergs machte. Am Ende wurde eine Einigung erzielt und das Gebäude wurde bis 2018 von einem Dutzend Flüchtlingen weiter genutzt. Der IWS verließ das Gebäude nach der Besetzung des Dachs.
Seit 2015 umfasst die Arbeit des IWS als Gründungsmitglied des Bündnisses internationalistischer Feministinnen – Berlin die Organisation von zwei jährlichen Demonstrationen, am 8. März, dem Frauentag, und am 25. November, dem Tag gegen Gewalt an Frauen. Zudem sind drei Büchern erschienen, „In our own words“, 2015 und „We exist, we are here“, 2018 im Selbstverlag und „Als ich nach Deutschland kam“, 2019 im Unrast Verlag. Im Jahr 2022 veröffentlichte der IWS die Videodokumentationsreihe „Kämpfer*innen“[19] und dutzende Podcasts.
Im Jahr 2022 organisierte der IWS die Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Besetzungen mit einer Open-Air-Kunstausstellung auf dem Oranienplatz unter dem Titel „Oplatz wird 10 – Baustelle Migration“. Der IWS ist weiterhin ein Ort für Frauen*, um Projekte zu entwickeln und sich selbst zu organisieren.