Nelson Mandela Tag

Andrea Hanna Hünniger

Der Nelson-Mandela-Tag, der gleichzeitig auch der Geburtstag des 1918 in Johannesburg geborenen Präsidenten ist, ruft Menschen weltweit dazu auf, 67 Minuten wohltätige Arbeit zu verrichten – als Erinnerung an die 67 Jahre, die Nelson Mandela für Freiheit kämpfte. Mandela hat sich zu Lebzeiten einen Aktionstag gewünscht und so wurde der „Nelson Mandela Day“ 2009 von den Vereinten Nationen ausgerufen.

Nelson Mandela ist als südafrikanischer Politiker insbesondere für seinen Kampf gegen das Regime der Apartheid in Südafrika bekannt. Besonderen Respekt verschaffte Mandela und seinen Mitstreitern die „Kampagne zur Missachtung ungerechter Gesetze“ („Defiance Campaign), bei der 1952 rund 8500 Unerschrockene mit Absicht für Weiße reservierte Stadtviertel, Zugabteile, Toiletten oder Behördeneingänge betreten – und vorher die Polizei informieren, um ihre Verhaftung zu provozieren. Gleich am ersten Tag landen über 250 Aktivist*innen hinter Gittern: „ein verheißungsvoller Anfang, wie Mandela notiert.

Die Zahl der ANC-Mitglieder wächst daraufhin zwar von 20 000 auf rund 100 000 an. Doch da der praktische Erfolg der Aktion ausbleibt und die Apartheid nur noch rigider wird, verlieren viele Schwarze Afrikaner*innen den Glauben an friedliche Veränderung. Und als das Regime Vorbereitungen trifft, die 65 000 mehrheitlich Schwarzen Bewohner*innen des Township Sophiatown bei Johannesburg zu vertreiben, um das Viertel abzureißen (an dessen Stelle später ein rein weißer Stadtteil namens „Triomf“ entstehen wird), überdenkt auch der Jurist Mandela sein Verhältnis zur Gewalt. Bei einer Kundgebung im Juni 1953 stimmt er ein martialisches Lied an: „Lasst uns unsere Waffen nehmen und sie angreifen!“

Doch unterdessen erklärt die Regierung 1960 den ANC für illegal – woraufhin die Organisation beschließt, ihre Arbeit im Untergrund fortzusetzen und dabei auch vom Prinzip der Gewaltlosigkeit abzurücken.

So verwandelt er sich jetzt in ein „Wesen der Nacht, wie er es nennt.

Er lebt in leeren Wohnungen und wechselnden Verstecken, verkleidet als Chauffeur, Gärtner oder Landarbeiter, Bart und Haare verwildert. 1961 gründet er eine Sabotagetruppe namens „Umkhonto we Sizwe“ („Speer der Nation), die Anschläge etwa auf Kraftwerke und Kasernen, auf Telefon- und Transportverbindungen organisiert. Er tourt durch afrikanische Staaten, um dort Geld für den bewaffneten Kampf einzuwerben, lernt in Ausbildungslagern der äthiopischen Armee den Umgang mit Mörsern, Bomben und Minen.

Er wird 1964 verhaftet. Am 20. April 1964 verteidigt Mandela von der Anklagebank aus in einer vierstündigen Rede den bewaffneten Kampf, den das Regime der Weißen den Schwarzen aufgezwungen habe. Er verdammt das Apartheid-System, bekennt sich zum „Ideal einer demokratischen und freien Gesellschaft“ – und zur Bereitschaft, „für dieses Ideal auch zu sterben.

Nur auf Einlenkung der USA und Großbritannien, wird aus einer drohenden Todestrafe, „lebenslänglich“. Mandela verbringt 27 Jahre im Gefängnis auf der Gefängnisinsel Robben Island.

Und so beginnt Mandela, Häftling Nummer 466/64, hier seine Revolution. Er kämpft einen „neuen, andersartigen Kampf, wie er es nennt – der zugleich ein „Mikrokosmos des Kampfes insgesamt“ ist. Er nimmt eine Haltung an, die zunächst nur seinen Einsatz für bessere Haftbedingungen prägt – doch schließlich auch seinen Kampf für das Ende der Apartheid: „Um mit einem Gegner Frieden zu schließen, muss man mit ihm zusammenarbeiten, lautet sein Motto, „und der Gegner wird dein Freund.“ Und seine karge Zelle auf der Gefangeneninsel Robben Island, sieben Kilometer vor dem Festland nördlich von Kapstadt, wird zum Kraftwerk, das eine Revolution antreibt. Denn je weniger er an den Schlachten draußen noch teilnehmen kann, so scheint es, desto entscheidender wird er für deren Ausgang. Gerade seine Abwesenheit macht ihn allgegenwärtig – und stülpt leise, aber unaufhaltsam ein ganzes Land um.

Am 11. Februar um 16.15 Uhr wird Nelson Mandela nach 27 Jahren Haft entlassen und wird zum Führer und Widerstandskämpfer.

An den Wahltagen vom 26. bis zum 29. April 1994 stauen sich endlose Schlangen vor den Urnen. Der ANC gewinnt die Parlamentswahl mit 62,6 Prozent, gefolgt von der Nationalen Partei (20,4) und der Inkatha Freedom Party (10,5). Am 10. Mai wird Nelson Mandela als Präsident vereidigt. Erstmals erklingen, auf Wunsch des neuen Staatschefs, zwei Hymnen: „Gott, segne Afrika, das Lied des Schwarzen Widerstands, ebenso wie die bisherige Hymne, das Burenlied „Die Stimme von Südafrika.

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