Eine dringende gesellschaftspolitische Aufgabe liegt in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Vermächtnis des europäischen Kolonialismus. Dafür bedarf es gesellschaftswirksamer Strategien, die langfristig auf Dekolonisierung zielen. Künstlerische wie partizipative Ansätze und Maßnahmen können diese Prozesse mitgestalten und eine widerstandsfähige Erinnerungskultur fördern.
Die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) erarbeitet seit 2021 als kollaboratives Netzwerk von über 200 Partner*innen künstlerische, zivilgesellschaftliche und bildungspolitische Konzepte für ein pluralistisches gesellschaftliches Erinnern. Der Europäische Kongress der CPPD vom 14.-15. März 2025 beschäftigte sich mit Widerstand und Erinnerung in verschiedenen Veranstaltungsformaten.
Am 15. März 2025 wurde das Dynamic Memory Lab »Cycles of Decolonisation« von den Kurator*innen Cátia Severino und André Soares eröffnet. In der interaktiven Ausstellung
werden die Besucher*innen mit dem Erbe des europäischen Kolonialismus sowie seinen zeitgenössischen Erscheinungsformen konfrontiert. Am Beispiel von Lieferdienstfahrer*innen wird zudem gezeigt, wie zeitgenössische Wirtschaftssysteme koloniale Dynamiken reproduzieren. Künstlerische Positionen von Clara Laila Abid Alsstar, Muhammet Ali Baş, Ibou Diop, Eşim Karakuyu, Cássio Markowski, Dan Thy Nguyen, Jonas Weber-Herrera und weiteren Künstler*innen aus dem CPPD-Netzwerk beleuchten zentrale Merkmale von Kolonialisierung wie Rassifizierung, Silencing und Auslöschung, Entmenschlichung und Gewalt, Verwehrte Erinnerung sowie Vertreibung. In ihrer Eingangsrede kontextualisierten die Kurator*innen die Ausstellungsinhalte. Dr. Ibou Diop stellte Schnittstellen mit der Arbeit zivilgesellschaftlicher Akteur*innen her.
Das Dynamic Memory Lab ist bis Sonntag, 23. März 2025, täglich von 10–18 Uhr, im Park der Villa Elisabeth, Invalidenstraße 3, 10115 Berlin, für das Publikum geöffnet.
Während des Netzwerkpartner*innentreffens im Rahmen des Europäischen Kongresses kamen verschiedene erinnerungsrelevante Akteur*innen aus Deutschland und Europa zusammen. Ein umfangreiches Ressourcenmapping zeigte den Bedarf nach fachspezifischer Vernetzung auf und initiierte Synergien zwischen den Teilnehmenden. Zusätzlich diskutierten die Akteur*innen über Herausforderungen und Möglichkeiten zur Etablierung einer widerständigen Erinnerungskultur.
Die Veranstaltung „…und nun zur Zeitenwende. Der langgezogene europäische Backlash, gesellschaftliche Einwilligung und Widerstand“ im Studio Я des Maxim Gorki Theaters nahm das Thema des Europäischen Kongresses auf: Noa K. Ha sprach über die ethische Dimension von Erinnerungskultur und die Notwendigkeit, Erinnerungskultur und Widerstand grundlegend in Relation zu setzen. Gilda Sahebi verwies darauf, die Mehrheitsgesellschaft bei der Beschäftigung mit Erinnerungskultur nicht aus dem Blick zu verlieren. Cátia Severino ging zudem auf die Bedeutung von Erinnerungskultur als Erinnerungsarbeit ein, die mit Erstarken des rechten Backlashs in Europa nicht aufhöre oder gescheitert sei, sondern weiter ausgebaut werden müsse.
Johanna Korneli stellte in ihrer Eröffnung fest, dass die Dimensionen demokratischer Stärkung unserer europäischen Gesellschaft nur zusammen mit einer Neuausrichtung einer europäischen Erinnerungskultur zusammenzudenken ist. Jo Frank verwies auf Kooperation als zentrales Merkmal einer widerständigen pluralen Erinnerungskultur. Gerade in Anbetracht des Rechtsrucks in Europa sei die europäische Zivilgesellschaft in der Pflicht, Regierungshandeln kritisch zu begleiten und die Bedeutung pluraler Erinnerungskultur für eine offene Gesellschaft zu stärken.
Künstlerische Beiträge von Ricardo Domeneck und Zselyke Z. Tárnai bildeten einen inhaltlichen Rahmen für die Veranstaltung: In ihren Arbeiten fokussierten sie die Auswirkungen von historisch verpassten Chancen auf eine nachhaltige Festigung gesellschaftlicher Pluralität. Gerade die individuellen Dimensionen nahmen sie in dabei in den Blick. Die Veranstaltung wurde von Max Czollek moderiert. Dieser verband die Konzepte widerständiger pluraler Erinnerungskultur mit der Frage, wie Community-übergreifend gerade jetzt zusammengearbeitet werden kann, wenn globale Herausforderungen wie innereuropäische Dynamiken gerade marginalisierte Communities weiter in den Hintergrund drängen. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater statt.
Der Europäische Kongress der CPPD lud ein Fachpublikum sowie die breite Öffentlichkeit ein, kritisch über eigene und kollektive Formen des Erinnerns zu reflektieren. Über partizipative Elemente wurde eine widerständige Erinnerungskultur als demokratische Erinnerungskultur gelebt. Diese Ressourcen zur Förderung von Dialog und künstlerischen Formaten werden auch in Zukunft benötigt, um eine wehrhafte Gesellschaft zu etablieren, die sich gegen eine Romantisierung imperialistischer und kolonialer Vergangenheiten und gegen sämtliche Formen der Menschenfeindlichkeit positioniert.
Die auf dem Poster versammelten Einträge, die sich auf offizielle Gedenktage und plurale Erinnerungsereignisse beziehen, wurden im Laufe der vergangenen drei Jahre und im Rahmen der Arbeit der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) gemeinsam mit Netzwerkmitgliedern, Partner*innen und weiteren Personen gesammelt.
Die Listung von nationalen sowie weltweiten Daten des Gedenkens und Erinnerns bringt weitreichende Herausforderungen mit sich, die sich auch auf das Versprachlichen und „Labeln“ der Ereignisse beziehen. In der Projektarbeit der CPPD hat sich schon früh herausgestellt: Jedes einzelne Erinnerungsereignis trägt seine eigene Geschichte. So individuell wie diese Geschichten sind, reichen sie über die Grenzen der Sprache und die Versuche, sie in Worte zu fassen, hinaus. Komplexe Erinnerungsereignisse in einem Kurztitel abzubilden birgt die Gefahr, wichtige Informationen unberücksichtigt zu lassen. Gleichzeitig sind Formen der Versprachlichung immer auch Dynamiken von Ein- und Ausschlüssen inhärent. Die Listung möchten wir deshalb wie Erinnerung selbst begreifen: als unabgeschlossen, unvollständig und in dauernden Prozessen der Veränderung.
In 2025 werden wir den Gedenkkalender fortführen und vermehrt widerständige Erinnerungsmomente darin aufnehmen. Wir möchten Sie zudem dazu einladen, mitzuwirken und uns weitere Gedenktage und Erinnerungsmomente zuzusenden, denn: Eine resiliente Demokratie kommt ohne eine Plurale Erinnerungskultur, die wir gemeinsam gestalten, nicht aus.
Viele der gelisteten Erinnerungsereignisse sind auch als Kurzdossiers in unserem Pluralen Gedenkkalender (Print) vorhanden.
Bitte nutzen Sie das folgende Formular, falls Sie ein Poster bestellen möchten. Wir freuen uns zudem über eine Spende an DialoguePerspectives e.V..
Eine Veranstaltung im Rahmen des Europäischen Kongress 2025
Am 14. März 2025 widmet sich die Coalition for Pluralistic Public Discourse im Studio Я der europäischen Zeitenwende und diskutiert Wege des Widerstands.
Die Zustimmung Europas zum rasanten Backlash: Das ist die Zeitenwende.
Antisemitismus, Rassismus, Frauen- und Queerfeindlichkeit, Demokratieverachtung sind nicht normalisiert – sie sind Volkes Wille. Diese Zeitenwende erfordert eine neue Erinnerungskultur des Widerstands. Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Solidarität sind keine Ziele eines fragilen gesellschaftlichen Konsens‘ – sie sind die Eckpfeiler einer neuen Erinnerungskultur des Widerstehens durch die plurale Demokratie.
Eine Kooperation der Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) mit dem Maxim Gorki Theater.
Weitere Information zur Veranstaltung finden Sie hier
Das Dynamic Memory Lab »Cycles of Decolonization« lädt seine Besucher*innen dazu ein, sich mit einem zentralen Thema unserer Erinnerungskultur auseinanderzusetzen: Der europäischen Kolonialgeschichte und der Dekolonialisierung.
In einer immersiven wie interaktiven Ausstellung werden die Besucher*innen mit dem Erbe des europäischen Kolonialismus sowie seinen zeitgenössischen Erscheinungsformen konfrontiert. Einen besonderen Fokus legt die Ausstellung auf die in der Gegenwart wirksamen Strukturen der Entmenschlichung. Die Ausstellung möchte die mit der Entmenschlichung verbundenen Unsichtbarkeit aufheben und das Menschliche in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit rücken.
»Cycles of Decolonisation« wurde unter der Kuration von Cátia Severino und André Soares entwickelt, mit Beiträgen europäischer Künstler*innen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen der CPPD. Die Kurator*innen lenken unseren Blick auf Kontinuitäten des europäischen Kolonialismus. Sie zeigen uns am exemplarischen Beispiel von Lieferdienstfahrer*innen, in welchen zeitgenössischen Erscheinungsformen das Erbe des europäischen Kolonialismus in der Gegenwart besteht.
»Cycles of Decolonisation« lässt seine Besucher*innen von Lieferdienstfahrer*innen selbst hören, wie ihr Alltag bestimmt wird, welche Lasten auf ihnen liegen und welche Hoffnungen sie haben. Die Ausstellung eröffnet durch den Blick auf ein Beispiel anhaltender Ausbeutungsdynamiken einen Raum, in dem sich Besucher*innen mit dem eigenen sozialen Status sowie schmerzhaften Erinnerungen auseinanderzusetzen können. Sie lässt dabei erkennen, dass Kolonisierung nicht als bloßes historisches Ereignis, sondern als fortbestehende Struktur von Ungleichheiten und Hierarchien innerhalb europäischer Gesellschaften wirkt.
»Cycles of Decolonisation« veranschaulicht, wie zeitgenössische Wirtschaftssysteme koloniale Dynamiken wiederholen können, auch ohne die direkte Gewalt und territoriale Besetzung, die mit der historischen Kolonisierung verbunden sind.
Mit Beiträgen von Clara Laila Abid Alsstar, Muhammet Ali Baş, Dekoloniale. Erinnerungskultur in der Stadt, Ibou Diop, Jonas Weber-Herrera, Eşim Karakuyu, Cássio Markowski, Dan Thy Nguyen, the next now, Silentfilm, film.bau.berlin und weiteren Künstler*innen aus dem CPPD-Netzwerk.
Das Projekt “Februarsturm” widmet sich dem Gedenken an die Opfer des rassistischen Terroranschlags von Hanau am 19. Februar 2020. Basierend auf dem gleichnamigen Gedicht “februarsturm” von Ozan Zakariya Keskinkılıç bringt der lyrische Kurzfilm performative, lyrische, musikalische und filmische Künste zusammen. „Februarsturm“ verarbeitet künstlerisch das Gedenken an Hanau und stärkt Auseinandersetzungen rund um Solidarität, Widerstand und Erinnerung.
Konzept und Produktion von „Februarsturm“ wurden gemeinsam von Ozan Zakariya Keskinkılıç, Camil Bahtijar und Tayfun Guttstadt realisiert und durch die CPPD gefördert.
Europäischer Kongress 2025
Nach der Bundestagswahl und in Anbetracht der Entwicklungen der letzten Monate in Deutschland und Europa stehen wir vor neuen Fragestellungen – im Zentrum steht für uns diese: Was braucht es für eine widerständige, plurale Erinnerungskultur? Das ist die Frage für unsere gemeinsame Arbeit. Hierfür wird die Netzwerkarbeit der CPPD entscheidende Impulse liefern. Gerade jetzt ist das Wissen und Erleben, dass es in Deutschland und Europa viele Akteure gibt, die an dem Pluralen Wir unserer Gesellschaft gemeinsam arbeiten, entscheidend. Daher gilt dem Austausch und dem gemeinsamen Reflektieren, Planen und Arbeiten besondere Aufmerksamkeit im Rahmen des Netzwerktreffens.
Wir möchten unsere Netzwerkpartner*innen ganz herzlich zum Barcamp im Rahmen des Europäischen Kongresses der CPPD einladen:
Samstag, 15. März 2025
11:00 – 15:00 Uhr
Villa Elisabeth, Berlin
Neben unserem etablierten Austausch werden wir gemeinsam ein Ressourcenmapping erstellen, mit dem Ziel verschiedene Ressourcen zu teilen, unsere Wirkung zu verstärken, Synergien zu nutzen und ggf. Kosten zu sparen.
Mehr zum Netzwerkpartner*innentreffen erfahren Sie hier.
Wir alle sind in diesem Jahr mit Herausforderungen konfrontiert, die allesamt Erinnerungskultur direkt betreffen. Die Wahlerfolge und das Erstarken rechtsextremer und faschistischer Kräfte in Europa, der andauernde Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der terroristische Angriff der Hamas auf Israel sowie der andauernde und sich ausweitende Krieg in Gaza, im Libanon, mit dem Iran, die sich verschiebenden globalen Dynamiken hin zu Autokratie und Menschenfeindlichkeit, die zuletzt durch die Wiederwahl eines verurteilten Kriminellen zum Präsidenten der USA sichtbar wird.
Unter der Last dieser und so vieler weiterer Ereignisse erleben wir tagtäglich, wie zivilgesellschaftliche Bündnisse und Allianzen zerbrechen – durch fehlende Solidarität, aktive Entsolidarisierung und fehlende Empathie. Marginalisierte Gruppen werden gegeneinander ausgespielt – und spielen sich gegenseitig aus. Zu einem entscheidenden Zeitpunkt werden die gemeinsamen Visionen für unsere plurale Gesellschaft und ein solidarisches Europa empfindlich geschwächt – und die Homogenitätsfantasien rechtsextremer Kräfte und ihre Vorstellung vom Kampf als zentraler Idee der Politik werden gestärkt.
Die Coalition for Pluralistic Public Discourse (CPPD) und ihre Partner*innen sind hier eine Ausnahme. In einer Zeit, in der wir dafür kämpfen, dass Räume erhalten bleiben, baut die CPPD ihre Räume noch weiter aus. Im Angesicht des Zusammenbruchs setzen wir auf Zusammenarbeit. An den kollaborativen, an den pluralen, an den dialogbasierten Ansätzen unserer Arbeit hat sich im vergangenen Jahr vor allem eines geändert: Wir haben unser Engagement verstärkt, gerade weil an so vielen Stellen in der Zivilgesellschaft, im Diskurs, so tief klaffende Lücken sichtbar wurden oder sich neu und tiefer aufgetan haben. Denn darin besteht unsere Arbeit: Unser Bestes darauf zu richten, dass die antidemokratischen und völkischen Kräfte nicht das tun, was sie sich wünschen und was sie offen versprechen: die Abschaffung der pluralen Demokratie.
So plural unsere Gesellschaften sind, so plural sind die Erinnerungsmomente, so plural muss auch Erinnerungskultur gestaltet werden. Erst dann, wenn wir uns die Vergangenheit als komplexes Netz an Erinnerungsmomenten denken, werden wir ihr gerecht. Und damit auch der Gegenwart, die ja heute mehr als zu Beginn unserer Arbeit bedroht ist von einer Rückkehr der Traditionen der Gewalt. Pluralität bedeutet, auch für die deutsche und europäische Erinnerungskultur, sich immer wieder dieser Gleichzeitigkeit und teils auch Ambivalenz bewusst zu werden und sich ihnen zu stellen. Gerade dann, wenn wir verstehen, wie sehr wir mit der Vergangenheit immer auch die Gegenwart erinnern – ihre Konflikte, Kämpfe und gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse.
Für diese Gleichzeitigkeit steht auch der Plurale Gedenkkalender #Erinnerungsfutur. Er versammelt Beiträge von Mitgliedern aus dem CPPD-Netzwerk und Gastautor*innen, die in journalistischen Texten, wissenschaftlichen Abhandlungen, Interviews und kreativen Formaten verschiedenste Gedenktage reflektieren und den erinnerungskulturellen Kanon erweitern. Dass der Kalender nun in dritter und erweiterter Ausgabe erscheint, zeigt die Weite erinnerungsrelevanter Themen an den Schnittstellen von Antisemitismus, Ableismus, Rassismus, Queer- und Menschenfeindlichkeit sowie Widerstandsgeschichte und offiziellen Gedenktagen.
Der Plurale Gedenkkalender zeigt eines ganz deutlich: Erinnerungskultur muss sich nach den Menschen in Europa richten, nicht nach einer Vorstellung davon, wie diese Menschen zu sein haben. Pluralität ist nicht das zentrale Problem der Gesellschaft, sondern ihre Grundlage. Es ist unsere feste Überzeugung, dass das auch für die Erinnerungskultur gelten muss: Dass wir die Erinnerung gemeinsam erzählen und nicht allein, weil wir gemeinsam das gestaltet haben– und von dem gestaltet wurden – was wir heute Gegenwart nennen.
Die CPPD ist, wie dieser Gedenkkalender auch, ein Versuchsfeld. Und die Ergebnisse, die wir erzielen, die Einsichten, die wir gewinnen, sind wie das Erinnern selbst: Unabgeschlossen, unvollständig, in dauernden Prozessen der Veränderung. Daher gilt auch für die inzwischen dritte Auflage von »Erinnerungsfutur«: Wir bitten alle Lesenden, uns weitere Gedenktage und Erinnerungsmomente zu nennen, um den Kalender zu ergänzen und gemeinsam fortzuschreiben, denn: Eine resiliente Demokratie kommt ohne eine Plurale Erinnerungskultur nicht aus.
Wir versenden ab Mitte Januar leider keine Gedenkkalender mehr, und bitten Sie und euch, von Bestellungen abzusehen. Wir bedanken uns bei allen für ihr Interesse!
2024 stand für die CPPD unter dem leitenden Thema „Memory Matters“: Zivilgesellschaftliche, bildungspolitische und künstlerische Veranstaltungen in St. Pölten, Nürnberg, Neumünster, Dresden, Dortmund, Madrid und Berlin zeigten vielfältige Perspektiven zu Pluralem Erinnern auf und wurden von einem hohen Publikumsaufkommen begleitet. Das Ausstellungsprojekt „Dynamic Memory Lab“ zum Thema „Codes of Memory der Roma*- und Sinti*-Communities“ wurde an den verschiedenen Veranstaltungsorten durch regionale Perspektiven ergänzt.
Umfassende Berichte und Bilder zu unseren diesjährigen Veranstaltungen finden Sie in unserer Publikation „Berichte 2024 – Die Festivalreihe »Memory Matters«, die Ihnen hier als download zur Verfügung steht.
Die CPPD und ihre Netzwerkmitglieder fordern eine Stärkung und nachhaltige Sicherung ihrer Arbeit für eine demokratische Plurale Erinnerungskultur.
Pluralität bleibt das Strukturprinzip unserer Gesellschaften – trotz eines Erstarkens der rechtsextremen und faschistischen AfD in Deutschland, trotz der Wahlerfolge rechter und rechtsextremer Kräfte in Europa, trotz andauernder Kriege und Gewaltkonflikte in der Ukraine, in Israel, Gaza und im Libanon. Mit ihren Aktivitäten und Veranstaltungsformaten schafft die CPPD einzigartige Räume des Pluralen, die Dialog zulassen und zu konkretem Handeln führen.
Um der Pluralität unserer Gesellschaften gerecht zu werden, bedarf es Ressourcen und Räume, die einerseits den themenspezifischen Austausch ermöglichen sowie Räume, die die Komplexitäten und Widersprüchlichkeiten von Perspektiven öffentlich sichtbar machen. Diese Räume sind herausfordernd und entstehen erst durch die Zuwendung zum Pluralen: Sie können dazu beitragen, die enge Verschränkung zwischen gegenwärtigem Handeln und der Zukunft unserer Gesellschaften in Kontext zu setzen, Polarisierungen zu verringern und Demokratie zu fördern.
Als einmaliges kollaboratives Netzwerk mit über 200 Partner*innen realisiert die CPPD künstlerische, zivilgesellschaftliche und bildungspolitische Konzepte für ein pluralistisches gesellschaftliches Erinnern. Hierzu gehören auch die Aktivitäten der Festivalreihe »Memory Matters«, die an sechs Standorten in Deutschland und Europa stattfand und am 18. und 19. Oktober 2024 in Berlin ihren Abschluss fand.
Bei der öffentlichen Veranstaltung „Wie weiter? – Gegenwart erinnern. Der 24. Februar, der 7. Oktober und der 9. Juni“ in Kooperation mit der Akademie der Künste kamen neben CPPD-Netzwerkmitgliedern mehr als 150 Interessierte aus der Zivilgesellschaft sowie ein erinnerungspolitisches Fachpublikum zusammen. Drei Panels zeigten die Singularitäten sowie die Gleichzeitigkeiten und Verschränkungen von Kriegen, rechter Gewalt und der Bedeutung von Pluralen Erinnerungskulturen auf.
Die Journalistin Olesya Yaremchuk, die Geschäftsführerin von OFEK e.V. Marina Chernivsky und der Aktivist und Geschäftsführer von Austausch e.V. Igor Mitchnik thematisierten die verheerenden Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit einem menschenzentrierten Fokus: Welche Auswirkungen hat der Krieg für Betroffene und Angehörige? Wie beeinflusst er Demokratien in Europa? Wie geht es – auch erinnerungspolitisch – weiter?
Die Journalistin und Ressortleiterin bei der taz Dinah Riese diskutierte mit Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, und Ahmad Dakhnous, Aktivist und politischer Referent, über den Krieg in Israel und Gaza, seine Bedeutung für Deutschland und Europa und welche Rolle eine Plurale Erinnerungskultur darin spielen kann. Das kontroverse und emotional geladene Panel schuf Raum für plurale Perspektiven und zeigte eindrücklich, wie ein respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Positionen gelingen kann.
Peggy Piesche, Leiterin des Fachbereichs „Politische Bildung und plurale Demokratie“ bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, und Kristina Lunz, Mit-Begründerin des Center for Feminist Foreign Policy, sprachen über die diesjährigen Europawahlen und die Konsequenzen von Polarisierungen für Deutschland und Europa. Sie konkretisierten Handlungsoptionen sowie die Rolle von Empathie, kollektiver Erinnerung und Zusammenarbeit für die Gestaltung unserer Demokratien. Diplomatin Anja Fahlenkamp betonte zum Abschluss, Intersektionalität als Schlüsselkonzept zu begreifen, um gegenwärtige Herausforderungen zu verstehen.
Im Rahmen des Abschlussfestivals „Memory Matters“ kamen über zwei Tage erinnerungs- und bildungspolitische Akteur*innen aus verschiedenen Institutionen, Organisationen und Initiativen sowie Mitglieder aus dem CPPD-Netzwerk zum Netzwerkpartner*innentreffen der CPPD zusammen. In zwei Arbeitsrunden gingen die Teilnehmenden erinnerungsspezifischen Themen nach und erarbeiteten Grundlagen für die Entwicklung innovativer erinnerungspolitischer Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt, Inklusion und historischer Genauigkeit. Begleitet wurde das Netzwerkpartner*innentreffen, das einen einmaligen Raum für den Austausch zivilgesellschaftlicher Organisationen bot, durch die Expertise von Vatan Ukaj und Alexandra Perlowa aus dem Kollektiv „Wertansich(t)“.
Trotz der virulenten Krisen kommt unseren Gesellschaften ein inhärentes Gestaltungspotenzial zu – das zeigte das Abschlussfestival „Memory Matters“ der CPPD. Dafür müssen Räume geschaffen, gestärkt und nachhaltig gesichert werden, in denen ein pluraler Diskurs zu Erinnerungskultur möglich ist.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden und den zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und freuen uns auf eine Fortsetzung unserer Arbeit 2025.
Fotos: Natalia Reich
2024 realisierte die CPPD die dezentrale Festivalreihe »Memory Matters« in St. Pölten, Nürnberg, Neumünster, Dortmund, Dresden, Madrid und Berlin. In diesem Rahmen wurden Veranstaltungen organisiert, die Workshops, künstlerische Positionen und abschließende Diskussionen umfassten und sich den vielfältigen Themen einer pluralistischen Erinnerungskultur widmeten. Die hier einsehbare Videodokumentation zeigt Impressionen aus der Arbeit der CPPD, der dezentralen Festivalreihe und der europäischen Kongresse.
Unser herzlicher Dank geht an Ibrahim Arslan, Muhammet Ali Bas, Max Czollek, Aladin El-Mafaalani, Noa K. Ha, Kelly Laubinger, Nina Prader, Martin Reichardt und Hannan Salamat für ihre Beiträge. Ein besonderer Dank gilt Andreas Daniel Jakob für die Videoproduktion.