Todestag von Bertha von Suttner

Annegret Krüger

„Die Waffen nieder! Sagts vielen – vielen…“ Dies waren die letzten Worte Bertha von Suttners auf ihrem Sterbebett. So verstarb eine der bekanntesten Vertreter*innen der Friedensbewegung am 21. Juni 1914 in Wien. Nur wenige Tage später erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg und der Erste Weltkrieg nahm seinen Lauf. Ein Krieg, vor dem Bertha von Suttner lange gewarnt hatte.

Wer war aber diese Frau, die mit der Veröffentlichung ihres Antikriegsromans „Die Waffen nieder“ berühmt wurde? Bertha von Suttner war Schriftstellerin, Journalistin, Pazifistin, erste weibliche Nobelpreisträgerin und mit vielen ihrer Forderungen ihrer Zeit weit voraus.

Bertha Sophia Felicita Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau wurde am 9. Juni 1843 in Prag geboren und stammte aus einer militärisch geprägten Adelsfamilie. Ihr Leben war durchaus von Widersprüchen und Besonderheiten geprägt: Als Gouvernante der Töchter des Barons von Suttner verliebten sich Bertha von Suttner und der sieben Jahre jüngere Arthur Gundaccar Freiherr von Suttner, Sohn des Barons. Nach Bekanntwerden der heimlichen Beziehung verließ sie Wien und die Familie Suttner und reiste nach Paris. Nach einer Zeit, in der sie dort als Sekretärin für Alfred Nobel arbeitete, dem sie jahrelang verbunden blieb, heirateten Arthur und Bertha 1876 heimlich in Wien und der familiären Widersprüche zum Trotz. Im Anschluss verließen sie gemeinsam Wien und begannen in Georgien ein Leben zusammen. Beide arbeiteten als Schrifsteller*innen und Bertha von Suttner gelang mit ihrem Bestseller „Die Waffen nieder!“ 1889 der internationale Durchbruch. Mit ihrem Roman, der als einer der ersten die traurige Realität europäischer Schlachtfelder detailliert beschreibt, wollte sie der Friedensbewegung einen Dienst erweisen und wurde gleichzeitig zur Ikone der Friedensbewegung.

Ihre Rolle als Pazifistin, die sie im Alter von knapp 50 Jahren annahm, war mitnichten eine leichte. Vielen galt sie als naive Utopistin, weshalb sie als „Friedensbertha“ verlacht wurde. Dies geschah nicht nur, weil sie eine Frau war, sondern auch, weil ihre progressiven Ideen dem herrschenden Nationalismus und Militarismus entgegentraten. Durch die voranschreitenden Technologien auch im Bereich der Waffentechnik, sah sie keinen anderen Ausweg als Krieg als politisches Mittel abzuschaffen. Dafür forderte sie die Errichtung internationaler Schiedsgerichte, die tatsächlich auf der ersten Haager Konferenz 1899 in Form des „Haager Tribunals“ Realisierung fand. Er gilt als Vorläufer des heutigen Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Ihre mit den Schiedsgerichten verbundene Forderung nach einem Völkerbund stand nationalistischen Ideen diametral entgegen und gilt damit als ihre weitreichendste Friedensutopie.

Ihr Tod am 21. Juni 1914 bewahrte sie davor, die Schrecken des Ersten Weltkrieges mitzuerleben. So konnte sie aber auch nicht miterleben, wie 1920 ihre Forderung in Form des Völkerbundes und als Lehre aus dem Ersten Weltkrieg erfüllt wurde. Stefan Zweig stellte in einer Rede zu ihrem vierten Todestag fest: „Aber eben diese Frau, von der man meinte, sie habe nichts als ihre drei Worte der Welt zu sagen, hatte den tiefsten Gedanken der Gegenwart mit kräftiger Hand an der Wurzel gefasst… Sie schrak nicht davor zurück, das scheinbar Unerreichbare zu fordern. Sie wusste ja selbst besser als jeder andere um die Tiefe Tragik der Idee, die sie vertrat, um die fast zernichtende Tragik des Pazifismus, dass er nie zeitgemäß erscheint, im Frieden überflüssig, im Kriege wahnwitzig, im Frieden kraftlos ist und in der Kriegszeit hilflos. Dennoch hat sie es auf sich genommen, zeitlebens für die Welt ein Don Quichote, der gegen Windmühlen ficht. Aber heute wissen wir es schaudernd, was sie immer wusste, dass diese Windmühlen nicht Wind, sondern die Knochen der europäischen Jugend zerreibt.“

Bertha von Suttner war eine Vorreiterin ihrer Zeit und zeigt, dass soziale Bewegungen etwas erreichen können. Für ihr jahrelanges Engagement wurde sie 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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