Samuel Escudero León, 18. Januar 2025, Madrid
Die spanische Regierung hat 2025 zum Jahr des „Pueblo Gitano“ erklärt, um den 600. Jahrestag ihrer Ankunft in Spanien zu gedenken. Am 12. Januar 2025 jährte sich zum 600. Mal der Tag, an dem das „Pueblo Gitano“ 1425 auf die iberische Halbinsel kam.
Zu diesem Anlass fand am 18. Januar eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Goethe-Institut Madrid statt. Das Dynamic Memory Lab wurde durch erinnerungskulturelle Elemente der Sinti* und Roma* („gitanos“) in Spanien erweitert. Verschiedene Vereine der „gitano“-Community brachten Objekte und Erinnerungen mit, um diese mit den Besucher*innen zu teilen.
Außerdem entwickelten CPPD-Mitglied Samuel Escudero, Celia Montoya und La Fragua Projects ein künstlerisches Programm, das Musik, Film und ein gemeinsames Essen beinhaltete. Flamenco-Gitarristen Mario Montoya und David Tavares traten auf, und der Kurzfilm „Proud Roma“ von Pablo Vega sowie Filme der Studentenvereinigung Bon Pastor wurden gezeigt.
Die Veranstaltung feierte die kulturelle, soziale und sprachliche Prägung, die die Community vor 600 Jahren nach Spanien brachte.
Projektbeteiligte: Samuel Escudero León, Celia Montoya, Goethe Institut Madrid, La Fragua Projects
Anna Yeboah, 16. – 19. Juli 2024, Berlin
Der CPPD Micro-Grant unterstützte die Entwicklung eines langfristigen Wissensaustauschprojektes mit dem Titel „The Glasgow-Berlin Summer Institute on European Urbanism: Colonial Modernity, Memory Culture and Anti-Racism“. Das Sommerinstitut, ein 10-tägiges Bildungsformat und eine Aktionsplattform für circa 20 Künstler*innen, Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Journalist*innen, soll im jährlichen Turnus abwechselnd in Glasgow und Berlin stattfinden.
Projektbeteiligte: Dr. Ibou Diop, Dr. Noa Ha (wissenschaftliche Geschäftsführerin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Dr. Giovanni Picker (Glasgow Project Leiter, Jun. Professur, Sociologie, University of Glasgow), Nelson Cummins (Kurator, Glasgow Museums – Projektleiter von „Legacies of Slavery and Empire“)
Amy Rich (Project Manager, CRER – Coalition for Racial Rights and Equality, Glasgow), Graham Campbell (Stadtrat, Vorsitzender der Glasgow City Council Slavery Working Group)
Die Arbeit „Frohes Neues Jahr“ im Museum Berlin-Karlshorst ist eine frei begehbare, hexagonförmige „ZeitKapsel“, bestehend aus 18 über- und untereinander aufgebauten HD-Monitoren. Auf diesen sind in Dauerschleife Neujahrsansprachen von Regierungschefs aus Sowjetunion, Ukraine, Russland und Deutschland der letzten 43 Jahre zu sehen und zu hören. Die Arbeit thematisiert ein Auseinanderbrechen der vertrauten historischen Narrative und Erinnerungspolitiken zum Zweiten Weltkrieg. Seit dem zweiten Überfall auf die Ukraine ist die Notwendigkeit, sich mit den mitunter divergierenden und nationalen Erinnerungspolitiken zum Zweiten Weltkrieg, ihren widersprüchlichen Vor- und Nachgeschichten zu befassen, dringender denn je. Das zentrale Ziel der Installation ist, die hohle Eloquenz der politischen Ansprache in die Ebene der Körperlichkeit zu überführen und zunächst die Konkurrenz der Interessen, das Wetteifern um Legitimität und die Dringlichkeit für den*die Betrachter*in physisch erlebbar zu machen.
Melina Borčak, 11. September – 30. November 2024, Phase 3, Berlin und deutschlandweit
Das mehrjährige Projekt bildet junge Menschen aus verschiedenen Communities zu Newsfluencer*innen und Journalist*innen aus, Reichweite und Öffentlichkeit für relevante, aber vernachlässigte politische und gesellschaftliche Themen zu generieren. Der CPPD Micro-Grant ermöglichte die Umsetzung der dritten Projektphase, in der ein Kick-off Workshop sowie drei weitere Workshops für die Teilnehmenden stattfanden. Den Teilnehmenden wurde so Basiswissen zu den Themen „Panel- und Interviewtraining“, „Tik Tok als Mittel zur Erinnerungskultur“ sowie „Erinnerungsarbeit in sozialen Medien“ vermittelt. Durch die Schärfung des Medienbewusstseins und das Erlernen von Tools zum Umgang mit Geschichte in journalistischen Kontexten trug das Projekt zur Pluralisierung von Erinnerungskultur in Deutschland und darüber hinaus bei.
Projektbeteiligte: Kim Ly (Workshopleiterin, Qualifikation: Host eines TikTok Formats von RTL, Journalistin), Emily Laquer (Workshopleiterin, Gründerin der Aktivisten-Agentur), Denise Brechbühl-Diaz (Social Media Unterstützung, Qualifikation: Sprachkenntnisse (Deutsch, Englisch, Spanisch), Erfahrung in Social Media Management)
Hamze Bytyçi, RomaTrial e.V., 15. August – 30. Oktober 2024, Berlin
Am 7. Oktober 2024 lud der Grüne Salon zu einer besonderen Veranstaltung ein, die unter dem Titel »Gegenwart Erinnern: Eine Nacht der Trauer« stattfand. Anlässlich der Terroranschläge, die am 7. Oktober 2023 von der Hamas in Israel verübt wurden, und des darauf folgenden Krieges in Gaza, richtete sich der Fokus der Veranstaltung auf das komplexe wie ambivalente Thema Trauer. Trauer wurde in dieser Nacht in ihrer Vielschichtigkeit und Multidimensionalität betrachtet: als kulturelles Phänomen, das kollektives Erinnern, Gedächtnis und Identitäten prägt, und als individuelle, tiefgreifende Emotion. Ziel der Veranstaltung war es, ein gemeinsames Verstehen von den komplexen Verflechtungen und Facetten von Trauer zu erreichen. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie Gesellschaften trauern und ob kollektive Trauer angesichts von Konflikten und Polarisierung eine vereinigende Kraft sein kann.
Referent*innen, Künstler*innen und weitere Projektbeteiligte: Max Czollek, Ahmad Dakhnous, Shai Hoffmann, Atalya Laufer, Hannan Salamat, Samuel Stern, Hadija Harouna-Oelker, Ariel Reichmann, Furkan Yüksel und Weitere.
Das Projekt „Februarsturm“ widmet sich dem Gedenken an die Opfer des rassistischen Terroranschlags von Hanau am 19. Februar 2020. Basierend auf dem gleichnamigen Gedicht „februarsturm“ von Ozan Zakariya Keskinkılıç wurde ein lyrischer Kurzfilm gedreht, der performative, lyrische, musikalische und filmische Künste miteinander zusammenbringt, um eine breite Öffentlichkeit über digitale Kanäle zu erreichen, das Gedenken an Hanau künstlerisch zu verarbeiten und empowernde Auseinandersetzungen rund um Solidarität, Widerstand und Erinnerung zu stärken. Das Projekt leistete einen künstlerischen, ästhetischen Beitrag zur pluralistischen Erinnerungskultur, indem interdisziplinär gearbeitet und Lyrik, Musik und Film miteinander in Dialog gebracht wurden. Der Kurzfilm kann hier gesehen werden.
Projektbeteiligte: Ozan Zakariya Keskinkılıç, Tayfun Guttstadt, Kamil Bahtijar
Lückenlos e.V., 16.– 30. Dezember 2024, Mannheim
Die Möllner Rede im Exil ist eine Gedenkveranstaltung, die in kritischer Auseinandersetzung mit dem offiziellen Gedenken der Stadt Mölln an den Brandanschlag vom 23. November 1992 in Mölln erinnert. Sie findet seit 2013 in unterschiedlichen Städten statt. Beim Mordanschlag von Mölln kamen die zehn- und 14-jährigen Mädchen Yeliz Arslan und Ayşe Yılmaz sowie ihre 51-jährige Großmutter Bahide Arslan zu Tode. Ibrahim Arslan, zum damaligen Zeitpunkt sieben Jahre alt, überlebte. Arslan kritisierte die Stadt Mölln, bei dem Gedenken den Stimmen der Opfer nicht ausreichend Gehör zu geben. Sein Anliegen ist es, beim Erinnern und Gedenken die Perspektive der Opfer von rechtsextremen und rassistischen Anschlägen in den Mittelpunkt zu stellen. Aus diesem Grund findet die Rede seit 2013 im Exil, jedes Jahr in einer durch Familie und Freund*Innen gewünschten Stadt, im Jahr 2024 in Mannheim, statt. Die Rednerin 2024 war die Autorin, Journalistin, Aktivistin und Speakerin Şeyda Kurt.
Referent*innen, Redner*innen und weitere Beteiligte: Şeyda Kurt, Kutlu Yurtseven (Planung und Organisation der Veranstaltung und Betreuung der Familie Arslan, Sozialarbeiter und Vorstand von Lückenlos e.V., Musiker, Schauspieler und Aktivist), Nationaltheater Mannheim, Chana Dischereit (Forscherin, Referentin im Bereich Bildung, Presse, Kultur und Wissenschaft)
Melissa Kolukisagil, 1. Juli -15. Oktober 2023, München
„İç İçe – Festival für neue anatolische Musik“ ist ein Festival für zeitgenössische anatolische Musik in Deutschland. Vom 13.-15. Juli 2023 fand eine Kleinversion des Berliner Festivals in München statt, die zahlreiche Musikacts, Workshops und Paneldiskussionen umfasste. İç İçe verankerte dabei Musik als Medium des kollektiven Gedächtnisses zur Vergegenwärtigung einer pluralistischen Erinnerungskultur in Deutschland und in ihren Veranstaltungsformaten.
Olesya Yaremchuk, 01. Juli – 30. November 2023, Deutschland/ Ukraine
In literarischen Reportagen untersuchte Olesya Yaremchuk das Schicksal der Krimtatar*innen, Rom*nja und Jüdinnen*Juden der Ukraine auf, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben.
Der Micro-Grant ermöglichte die Recherche und Konzeptionsphase sowie die journalistische Durchführung und Nachbereitung der Reportagen. Die Beiträge wurden in deutsch- und ukranischsprachigen Versionen verfasst und werden so das Bewusstsein der Leser*innen für Migrations- und Fluchtbewegungen in den besprochenen Kontexten schärfen können.
Dan Thy Nguyen, 1. September – 31. Oktober 2023, Hamburg
Im Rahmen des Fluctoplasma Festivals – Hamburgs Festival für Kunst, Diskurs und Diversität ermöglichte der Micro-Grant der CPPD die Realisierung von drei Veranstaltungsformaten. Diese umfassten die Lecture Performance „The Missing Book of Lillith & Judith“, die Veranstaltung „Unbehagen Produzieren – Perspektiven auf den intersektionalen Kulturbetrieb“ sowie einen Workshop zum Thema „Solidarität mit jüdischen Menschen in politischer Arbeit“. Die Veranstaltungen ergänzten das Festivalprogramm um intersektionale Perspektiven auf pluralistisches Erinnern und offenbarten dem Publikum konkrete Handlungsmöglichkeiten.
Referent*innen und Künstler*innen: Clara Laila Abid Alsstar (Konzeptkünstlerin, CPPD), Felisha Maria Carenage (Künstlerin), Melissa Kolukisagil (Kuratorin, CPPD), Nina Prader (Künstlerin, CPPD), Quyen Vo (Journalistin), radikal_jüdisches Bildungskollektiv.
Melina Borčak, 27. November – 31. Dezember 2023, ortsunspezifisch
Das mehrjährige Projekt bildet junge Menschen aus verschiedenen Communities zu Newsfluencer*innen und Journalist*innen aus, um Reichweite und Öffentlichkeit für relevante, aber vernachlässigte politische und gesellschaftliche Themen zu generieren. Der CPPD Micro-Grant ermöglichte die Umsetzung der ersten Projektphase. Durch die Schärfung des Medienbewusstseins und das Erlernen von Tools zum Umgang mit Geschichte in journalistischen Kontexten trägt das Projekt zur Pluralisierung von Erinnerungskultur in Deutschland und darüber hinaus bei.
Dinah Riese, 21. November – 10. Dezember 2023, Berlin
„Standing Together“ ist eine jüdisch-palästinensische Graswurzelbewegung, die sich in Israel für Frieden und soziale Gerechtigkeit engagiert. Zwei Aktivist*innen wurden nach dem 7. Oktober und der darauffolgenden israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen nach Deutschland eingeladen. Die Referent*innen nahmen am 27. November 2023 an der Veranstaltung „Where there is struggle, there is hope“ im Grünen Salon der Volksbühne sowie am 6. Dezember 2023 an der Veranstaltung „Den anderen Weg suchen“ in der Rosa-Luxemburg-Stiftung als Panelist*innen teil. CPPD-Mitglieder und Netzwerkpartner*innen erhielten Möglichkeiten zur Vernetzung und Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Folge des 7. Oktobers.
Referent*innen und Künstler*innen: Alon-Lee Green (Standing Together), Rula Daood (Standing Together), Dinah Riese (Journalistin, CPPD).
Hamze Bytyçi, 01. – 31. Dezember 2023, Berlin
Mit dem Micro-Grant wurde die Veranstaltung „Unser Denkmal bleibt! (K)Eine Frage deutscher Verantwortung“ am 16. Dezember 2023 finanziert. Expert*innen diskutierten über den Plan des Berliner Senats und der Deutschen Bahn, eine neue S-Bahnlinie unter dem Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti* und Roma* Europas zu bauen. Sie erläuterten den aktuellen Planungsstand und die irreparablen Schäden am Denkmal, die dadurch entstehen würden, und stellten die für viele schmerzvolle Debatte in den Kontext der historischen Verantwortung Deutschlands. Die Veranstaltung wurde als Anlass zum Start einer Crowdfunding-Kampagne zum Erhalt des Denkmals genutzt.
Referent*innen und Künstler*innen: Hamze Bytyçi (RomaTrial e.V., CPPD), Leah Carola Czollek (Institut für Social Justice & Radical Diversity), Kelly Laubinger (Geschäftsführerin der Sinti Union Schleswig-Holstein, CPPD), Jana Mechelhof-Herezi (Stiftung Denkmal, Leitung des Bereichs Erinnerung an Sinti* und Roma*).
Marko Dinić, 15. November – 12. Dezember 2023, Wien
Über den CPPD Micro-Grant wurde ein Panel am 12. Dezember 2023 finanziert, das die Rolle der zeitgenössischen Kunst und Literaturproduktion vor dem Hintergrund gegenwärtiger, aber auch vergangener Konflikte und Kriege untersuchte. Dabei lag der Fokus auf zwei künstlerischen Positionen aus den Sparten Performance, Fotografie, Literatur, Theater oder bildende Kunst, die sich in ihrem Werk dezidiert mit dem Thema Krieg auseinandersetzen. In einer dreistündigen Diskussion wurden die zwei Positionen einander gegenübergestellt, um die jeweiligen Ansätze in der Bewältigung eines solchen Themas zu durchleuchten. Das Panel sensibilisierte insbesondere für den Umgang mit Widersprüchlichkeiten, die in Kontexten der Erinnerung an Gewalt und Krieg auftreten und knüpfte an das Thema „Gegenwart erinnern“ an.
Referent*innen und Künstler*innen: Wolf Böwig (Kriegsfotograf und bildender Künstler), Ronya Othmann (Schriftstellerin), Darija Davidović (Theaterwissenschaftlerin, CPPD), Marko Dinić (Schriftsteller, CPPD)
Ulf Aminde, 15. November – 31. Dezember 2023, Köln
Im Rahmen des sich etablierenden Antirassistischen Lern – und Erinnerungsorts an der Keupstraße in Köln, der an die Nagelbombenanschläge des NSU erinnert, wurden über den CPPD Micro-Grant sechs Personen dazu eingeladen, Texte zu entwickeln, die als zukünftige digitale Formate in den Gedenkort integriert werden. Die Beiträge diversifizieren den zukünftigen Erinnerungsort und sollen als konkrete Umsetzung multiperspektivischer Erinnerung in den Stadtraum hineinwirken.
Textbeitragende Personen: Ibrahim Arslan (Bildungsreferent, CPPD), Max Czollek (Lyriker, Schriftsteller, Kurator der CPPD), Bassam Ghazi (Theaterregisseur, CPPD), Bengü Kocatürk-Schuster (Domid), Şeyda Kurt (Schriftstellerin), Deniz Utlu (Schriftsteller, CPPD).