Memory Matters

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2024 realisierte die CPPD die dezentrale Festivalreihe »Memory Matters« in St. Pölten, Nürnberg, Neumünster, Dortmund, Dresden, Madrid und Berlin. In diesem Rahmen wurden Veranstaltungen organisiert, die Workshops, künstlerische Positionen und abschließende Diskussionen umfassten und sich den vielfältigen Themen einer pluralistischen Erinnerungskultur widmeten.

»Memory Matters« Veranstaltungsorte 2024

St. Pölten

31. Mai – 2. Juni 2024

Europäischer Kongress

Am 1. & 2. Juni 2024 fand die Konferenz „Erinnerungsbedarf. Konferenz zum pluralen Erinnern in Migrationsgesellschaften“ in St. Pölten in Österreich statt, der erste europäische Kongress der CPPD in Kooperation mit der Tangente St. Pölten – Festival für Gegenwartskultur und dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST). Muhammet Ali Baş aus dem CPPD-Netzwerk kuratierte die Konferenz.

Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen aus verschiedensten Communities diskutierten in Panels, Workshops und weiteren Formaten im Rahmen des Leitthemas »Memory Matters« zu Fragestellungen des kulturellen und politischen Gedenkens an rassistisch und antisemitisch motivierte Gewaltereignisse.

Anlässlich der Konferenz wurde am 1. Juni das Dynamic Memory Lab zum Thema „Codes of Memory in Sinti*- und Roma*-Communities“ auf dem Rathausplatz in St. Pölten gemeinsam mit dem Architekten Jan Bodenstein und dem Kuratur Hamze Bytyçi feierlich eröffnet. Die von Hamze Bytyçi kuratierte Ausstellung wurde durch regionale Perspektiven zu Roma* und Sinti* sowie Jenischen in Österreich aktualisiert und erweitert.

Über 40 erinnerungspolitische Akteur*innen und Mitglieder der CPPD aus 12 europäischen Ländern kamen im Rahmen der Konferenz zu einem Netzwerktreffen zusammen, um über unterschiedliche Erinnerungsbedarfe auf europäischer Ebene zu diskutieren sowie Ziele und nächste Schritte für die gemeinsame Arbeit festzulegen. Das Netzwerktreffen wurde von Vatan Ukaj moderiert.

CPPD-Kurator Max Czollek stellte in seiner Keynote Thesen zur Erinnerungskultur auf, die aktuelle erinnerungspolitische Herausforderungen durch die Instrumentalisierung von Erinnerung im Zuge des europaweit zunehmend stärker werdenden Rechtsrucks reflektierten. In der Podiumsdiskussion „Wessen Erinnerung fehlt, und wer kämpft für ihre Sichtbarmachung?“ sprach die Theaterwissenschaftlerin Darija Davidovic gemeinsam mit dem Lyriker und Journalisten Samuel Mago, der Pädagogin und Aktivistin Ayşe Güleç und dem Bildenden Künstler Philipp Gufler über Wege zu einer demokratischen Erinnerungskultur.

Am 2. Juni führte zunächst die Künstlerin Nina Prader einen Zine-Workshop durch, in der die Funktion von Zines als erinnerungspolitisches und gemeinschaftsbildendes Tool im partizipativen Prozess der Zine-Gestaltung im Zentrum standen. Der Architekt Jan Bodenstein sowie die postkoloniale Stadtforscherin Noa K. Ha führten die Teilnehmer*innen in einem Workshop zu Stadtgeschichte und Erinnerung in die Bedeutung und Notwendigkeit plural konzipierter Erinnerungsarchitekturen ein.

Auf dem anschließenden Podium diskutierten die Sozialpädagogin Eşim Karakuyu und Prof. Dr. Frederek Musall, Vorsitzender von DialoguePerpectives e.V, beide aus dem CPPD-Netzwerk, sowie der Vorsitzende der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus Derviş Hızarcı und die Künstlerin Sheri Avraham unter dem Titel „Es ist Zeit – lasst uns reden! Erinnerung bedarf Gespräch“ über die komplexen Herausforderungen und Polarisierungen in Deutschland und Österreich nach dem 7. Oktober/Krieg in Gaza. Das Panel wurde von Max Czollek moderiert.

 

Nürnberg

14.–16. Juni 2024

Im Rahmen von  »Memory Matters: IMPORT/EXPORT – ERINNERN« begaben sich Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Journalist*innen und Aktivist*innen aus verschiedensten Communities in Panels, Workshops, Performances und weiteren Formaten auf die Suche nach einer postdokumentarischen Erinnerung, die Erinnerungsmomente erzählen, die bislang verschwiegen wurden und werden.

Am Samstag, 15. Juni 2024,  lud die Künstlerin Nina Prader aus dem CPPD-Netzwerk in dem interaktiven Workshop „MemoryGames“ dazu ein, anhand von gestalteten Kartensätzen persönliche und kollektive Erinnerungen sowie Sichtweisen auf Geschichte und historisches Wissen zu teilen. Durch die Erzählungen der Workshopteilnehmenden entstand so ein lebendiges Archiv, das als Vermittlungswerkzeug zum Gedenken an die Shoah und als Übung zur Bewusstseinsbildung zu Fragen von Geschichte, Identität, Positionierung, Flucht, Asyl, Exil und Migration genutzt werden kann.

Am Sonntag, 16. Juni 2024, leitete Demokratietrainer und CPPD-Mitglied Vatan Ukaj den Workshop „Begegnung in der pluralen Erinnerung“. Durch Körper und Bewegung sowie durch die Auseinandersetzung mit literarischen Erinnerungstexten wurden Strategien für den Umgang mit Erinnerungsarbeit in der Gegenwart erarbeitet.

Das Panel in der Kongresshalle des Reichsparteitagsgeländes „Sprachen des Erinnerns | Sprachen des Vergessens“ wurde mit Mitgliedern aus dem CPPD-Netzwerk besetzt. Es diskutierten Max Czollek, Sharon Dodua Otoo, Prof. Dr. Frederek Musall, sowie Hannan Salamat. Moderiert wurde die Veranstaltung von Benjamin Fischer. Zum Panel brachte jede*r Panelist ein Beispiel aus der eigenen Praxis mit. Anschließend wurde gemeinsam und individuell darüber nachgedacht, wie angesichts des aktuellen politischen Klimas und der Ergebnisse der Europawahl die Arbeit an diesen Themen fortgesetzt werden kann.

Ein besonderes Highlight von IMPORT/EXPORT: ERINNERN ist das Dynamic Memory Lab der CPPD zum Thema „Codes of Memory in Sinti*- und Roma*-Communities“. Die von Hamze Bytyçi kuratierte Ausstellung wurde durch regionale Perspektiven zu Roma* und Sinti* aktualisiert und erweitert. Das Dynamic Memory Lab sowie die Ausstellung ist im Foyer des Schauspielhauses des Staatstheaters Nürnberg bis Ende Juni für Besucher*innen zugänglich.

Neumünster

11.–12. Juli 2024

In Neumünster wurde das Festival »Memory Matters« mit der Sinti Union Schleswig-Holstein durchgeführt. Neumünster ist ein wichtiger Standort für »Memory Matters«, da die Stadt ihre eigene Geschichte der Ausgrenzung von Minderheiten, insbesondere der Sinti* Community, trägt. Genau diese Community ist es, die sich heute für eine plurale Erinnerungskultur in ihrer Stadt engagiert.

Ist solidarisches Erinnern unter Wahrung der Einzigartigkeit communityspezifischer Erinnerungen möglich? Welche Rolle spielen Gedenkinitiativen in der solidarischen Erinnerungsarbeit? Wie kann eine solidarische Erinnerungspraxis gesellschaftlicher Polarisierung entgegenwirken? Diese Fragen wurden im Rahmen des Festivals diskutiert und neue Erkenntnisse gewonnen. Es zeigte sich, dass sich verschiedene Communities in ihrer Erinnerungsarbeit durch Vernetzung solidarisch ermutigen und Erinnern als Funktion einer pluralen und demokratischen Gesellschaft stärken.

Max Czollek, Kurator der CPPD, betonte, dass der Rechtsruck in Europa die Vorstellung einer postmigrantischen Gesellschaft als gesellschaftstragendes Konzept stark herausfordere. Neue erinnerungskulturelle Ansätze können dabei helfen, eine tragfähige plurale Gesellschaft zu entwickeln. Ibrahim Arslan, Überlebender der Anschläge von Mölln, betonte die wichtigen strukturellen Impulse der Gedenkinitiativen zur Demokratisierung der deutschen Erinnerungslandschaft. Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands, rief im Zuge aktueller Krisen zu mehr Empathie und Solidaritätsbewusstsein auf. Von kraftschöpfenden Erfahrungen von Solidarität unter Betroffenen sprach Kelly Laubinger, Vorsitzende der Sinti Union Schleswig-Holstein. Das Publikum unterbrach die vom Jo Frank moderierte Paneldiskussion mehrmals durch Szenenapplaus.

Zwei Workshops waren Teil des Rahmenprogramms: Die Künstlerin Nina Prader führte einen Zine-Workshop durch, in der die Funktion von Zines als erinnerungspolitisches und gemeinschaftsbildendes Tool im partizipativen Prozess der Zine-Gestaltung im Zentrum standen. Ibrahim Arslan, Überlebender der rassistischen Brandanschläge von Mölln 1992, gab einen Workshop zur Arbeit von Gedenkinitiativen und erinnerungspolitischem Handlungspotenzial auf zivilgesellschaftlicher Ebene.

Dortmund

27.–31 August 2024

Mit »Memory Matters« zeigten das Dietrich-Keuning-Haus, das Schauspiel Dortmund, die Nordstadtliga und die Coaltion for Pluralistic Public Discourse neue Wege im Erinnern auf: Der Schwerpunkt des Festivals Pluraler Erinnerungskultur bewegte sich dabei an der Schnittstelle von Erinnerungskultur und Fußball.

Dortmund als Teil der Metropolregion Rhein-Ruhr, früher vor allem für Stahl und Kohle bekannt, ist heute nach langjährigem Strukturwandel eine Universitätsstadt mit einer vielfältigen Kulturszene, und als selbsternannte „Fußballhaupstadt“ im Besitz des größten Fußballstadions Deutschlands. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt bei über 40 Prozent. Im Zusammenleben und Zusammenarbeiten verschiedenster Communities sind im Laufe der Zeit lebendige Orte der Aushandlung entstanden, die sich heute communityübergreifend für eine Plurale Erinnerungskultur vernetzt engagieren.

Zum Auftakt des Festivals lud CPPD-Mitglied Aladin El-Mafaalani zum PENTAGON Spezial ins Dietrich-Keuning-Haus. Vor über 300 Gästen diskutierten Mirza Demirović, Sozialwissenschaftler und Koordinator der größten Straßenfußballliga Deutschlands, der Nordstadtliga, Shary Reeves, Journalistin, Moderatorin, Schauspielerin und ehemalige Fußballspielerin, Neven Subotić, ehemaliger Fußballspieler, Autor und Gründer des Bildungsprojekts well:fair foundation, welche Rolle Fußball für eine Plurale Erinnerungskultur spielen kann.

Mirza Demirović betonte, dass nationalistische Tendenzen im Fußball als Warnsignal für gesellschaftliche Veränderungen stärker in den Fokus erinnerungspolitischer Arbeit rücken sollten. Moderator Aladin El-Mafaalani verwies auf die Verflechtungen finanzkräftiger Sponsoren im Vereinswesen sowie auf die mangelnde Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, am Beispiel des Rüstungskonzerns Rheinmetall. Shary Reeves hob die Wichtigkeit hervor, Rassismus und Diskriminierung im Fußball umfassend zu beleuchten, während Neven Subotić dazu aufrief, die individuelle Dimension der Erinnerungsarbeit ernst zu nehmen und sie zugänglicher zu gestalten.

Drei begleitende Workshops sprachen unterschiedliche Zielgruppen zum Thema Erinnerungskultur und Fußball an: Im Workshop „Fußball vereint!? – Die Frage des Erinnerns im Fußball“ von CPPD-Mitglied Samuel Stern trafen sich Bildungs- und Pädagogikexperten, um über den Umgang mit Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus und das Spannungsfeld der Erinnerung im Fußball zu diskutieren. Ein weiterer Workshop von Yulia Yanez Schmidt und Felix Scharr richtete sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 27 Jahren, die mittels Theatermethoden Inszenierung und Fußballspielen miteinander verbanden. Der dritte Workshop unter Leitung von YouMo!Bildungsreferent*innen und Shary Reeves unterstützte Mädchen im Alter von 8 bis 15 Jahren der „Nordstadtliga Queens“ mit unterschiedlichen ethnischen, religiösen und kulturellen Hintergründen.

Dresden

22.–30. September 2024

Vor dem Hintergrund eines Erstarkens demokratiefeindlicher Bewegungen deutschlandweit, auch in Dresden und Sachsen in den letzten zehn Jahren durch Pegida und die sogenannten Montagsspaziergänge, zeigte die CPPD am 22. September 2024 mit dem Festival »Memory Matters« gemeinsam mit „Faiths in Tune“, dem Ausländerrat Dresden sowie dem Staatsschauspiel Dresden neue Wege im Erinnern auf.

Der Schwerpunkt der Veranstaltungen bewegte sich an der Schnittstelle von Erinnerungskultur und Widerstand: Welche Widerstände muss Erinnerungskultur aushalten können? Wie können Erinnerungspraktiken in Ostdeutschland auch als Widerstandspraktiken begriffen werden? Welche Rolle kann eine widerständige Erinnerungskultur in Zeiten eines europaweit zu verzeichnenden rechten Backlashs einnehmen?

Die Autorin Anne Rabe belegte im Rahmen des Festivals die fehlende Aufarbeitung der DDR-Geschichte anhand spezifischer Generationen und deren Orientierungslosigkeit in einer Gesellschaft mit neuen Werte- und Handlungsoptionen. Die Historikerin Sarah Grandke wies darauf hin, dass auch die Opfer des SED-Regimes einen würdigen Raum in der Gesellschaft erhalten müssen, der durch ein offenes Sprechen über persönliche Erfahrungen unterstützt werden kann. Nur so könne anhaltendes Schweigen durchbrochen werden. Auch in den von der Journalistin Andrea Hanna Hünniger verlesenen Essays wurden Widerstände gegen die Wiedervereinigung durch Schweigen thematisiert. Multidirektionale Bezüge zum Thema wurden über Kelly Laubinger, Vorsitzende der Bundesvereinigung der Sinti und Roma, und Dan Thy Nguyen, Regisseur, Schauspieler und Essayist hergestellt. Sie betonten stets die Bedeutsamkeit der Förderung einer pluralen Erinnerungskultur auf dem gesamten Bundesgebiet. Moderiert wurde von CPPD-Mitglied Anja Fahlenkamp.

Ein partizipativer Stadtspaziergang durch Dresden mit Schwerpunkten auf Diskriminierung und Asyl sowie ein Workshop im Montagscafé des Staatsschauspiels Dresden für Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung ermöglichten zusätzlich die Auseinandersetzung mit Widerständigkeiten in der Erinnerung.

Madrid

30. September – 1. Oktober 2024

Europäischer Kongress

Die Aushandlung einer gemeinsamen Europäischen Erinnerungskultur eröffnet neue Perspektiven in nationalen erinnerungspolitischen Diskursen. Das ist eine zentrale Erkenntnis der Kulturbegegnung »Memorias | Erinnerungen« in Madrid. In Anbetracht der demokratischen Krise in Europa liegt ein Schlüssel für die Stärkung Europas in der Frage, wer wir als Europäer*innen sind und sein möchten.

Der zweitägige Kongress setzte sich aus verschiedenen Panels, Workshops und Ausstellungseröffnungen zusammen. Der Soziologe Emilio Silva Barrera, Gründer der Vereinigung zur Wiedererlangung des Historischen Gedächtnisses (ARMH), sowie Dr. Max Czollek, Autor und Kurator der CPPD, tauschten sich über die Förderung politischer Aktionen aus, die vielfältige Perspektiven in den offiziellen Erinnerungsdiskurs einbinden. Czollek verwies auf die deutsche Erinnerungspolitik, die eine eindimensionale Erzählung der Wiedergutmachung inszeniert, während Silva hervorhob, dass in Spanien das Bedürfnis nach Aufarbeitung sowohl der Franco-Diktatur als auch des Bürgerkrieges wächst. Beide appellierten an die zivilgesellschaftliche Stärke, die Widerstand gegen politische Realitäten und Gewalt leisten kann.

Loreto Urraca, die spanische Vertreterin des Kollektivs „Ungehorsame Geschichten, Angehörige von Völkermördern für Erinnerung, Wahrheit und Gerechtigkeit“, veranschaulicht, wie Menschen jenseits des akademischen Diskurses erinnerungspolitisch aktiviert werden können, indem sie ihre persönliche Familiengeschichte in den Mittelpunkt ihres Aktivismus stellt. Noa K. Ha lenkte die Aufmerksamkeit des zahlreich erschienenen Publikums auf die postkoloniale Wahrnehmung des öffentlichen Stadtraums.

Mit Tunay Önder, Julia Cortegana de la Fuente, Victorino Mayoral Cortés und Jo Frank stellten vier Vertreter*innen von Bildungs- und Kulturinitiativen unterschiedliche Projekte zur Vermittlung pluraler Erinnerungskultur vor. Ob Dokumentartheater, politische Bildungsprojekte, öffentliche digitale Erinnerungsarchive oder solidarische Netzwerke zur pluralen Erinnerungskultur – alle plädierten für den Ausbau der europäischen Vernetzung. Die Notwendigkeit zur europäischen Zusammenhalt wurde noch einmal durch globale Konflikte unterstrichen: So hat auch der Krieg im Nahen Osten, der enorme erinnerungspolitische Implikationen hat, die Diskussionen vor Ort beeinflusst.

 

Berlin

18.–19. Oktober 2024

Abschlussfestival

Bei der öffentlichen Veranstaltung „Wie weiter? – Gegenwart erinnern. Der 24. Februar, der 7. Oktober und der 9. Juni“ in Kooperation mit der Akademie der Künste kamen neben CPPD-Netzwerkmitgliedern mehr als 150 Interessierte aus der Zivilgesellschaft sowie ein erinnerungspolitisches Fachpublikum zusammen. Drei Panels zeigten die Singularitäten sowie die Gleichzeitigkeiten und Verschränkungen von Kriegen, rechter Gewalt und der Bedeutung von Pluralen Erinnerungskulturen auf.

Die Journalistin Olesya Yaremchuk, die Geschäftsführerin von OFEK e.V. Marina Chernivsky und der Aktivist und Geschäftsführer von Austausch e.V. Igor Mitchnik thematisierten die verheerenden Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mit einem menschenzentrierten Fokus: Welche Auswirkungen hat der Krieg für Betroffene und Angehörige? Wie beeinflusst er Demokratien in Europa? Wie geht es – auch erinnerungspolitisch – weiter?

Die Journalistin und Ressortleiterin bei der taz Dinah Riese diskutierte mit Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, und Ahmad Dakhnous, Aktivist und politischer Referent, über den Krieg in Israel und Gaza, seine Bedeutung für Deutschland und Europa und welche Rolle eine Plurale Erinnerungskultur darin spielen kann. Das kontroverse und emotional geladene Panel schuf Raum für plurale Perspektiven und zeigte eindrücklich, wie ein respektvoller Umgang mit unterschiedlichen Positionen gelingen kann.

Peggy Piesche, Leiterin des Fachbereichs „Politische Bildung und plurale Demokratie“ bei der Bundeszentrale für Politische Bildung, und Kristina Lunz, Mit-Begründerin des Center for Feminist Foreign Policy, sprachen über die diesjährigen Europawahlen und die Konsequenzen von Polarisierungen für Deutschland und Europa. Sie konkretisierten Handlungsoptionen sowie die Rolle von Empathie, kollektiver Erinnerung und Zusammenarbeit für die Gestaltung unserer Demokratien. Diplomatin Anja Fahlenkamp betonte zum Abschluss, Intersektionalität als Schlüsselkonzept zu begreifen, um gegenwärtige Herausforderungen zu verstehen.

Im Rahmen des Abschlussfestivals „Memory Matters“ kamen über zwei Tage erinnerungs- und bildungspolitische Akteur*innen aus verschiedenen Institutionen, Organisationen und Initiativen sowie Mitglieder aus dem CPPD-Netzwerk zum Netzwerkpartner*innentreffen der CPPD zusammen. In zwei Arbeitsrunden gingen die Teilnehmenden erinnerungsspezifischen Themen nach und erarbeiteten Grundlagen für die Entwicklung innovativer erinnerungspolitischer Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt, Inklusion und historischer Genauigkeit. Begleitet wurde das Netzwerkpartner*innentreffen, das einen einmaligen Raum für den Austausch zivilgesellschaftlicher Organisationen bot, durch die Expertise von Vatan Ukaj und Alexandra Perlowa aus dem Kollektiv „Wertansich(t)“.