Am 20. und 21. September macht das CPPD-Festival »Memory Matters« Station in Rostock. Höhepunkt der Veranstaltung ist die Eröffnung des dritten Dynamic Memory Lab »Nước Đc. Vietnamesisch-Deutsche Migrationsgeschichte(n)«.

PROGRAMM:

20. September 

VERNETZUNGSTREFFEN
für erinnerungskulturelle und -politische Akteur*innen
10:00–14:00 Uhr | Peter Weiss Haus

Anmeldung

(Interne Veranstaltung)

 

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WORKSHOP 1: Exkursion entlang der dezentralen Gedenkorte „Gestern Heute Morgen“ zum Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992
14:30–15:30 Uhr | Treffpunkt: Rathaus, Rostock, Neuer Markt 1a, 18055 Rostock
 ÖPNV: Tramhaltestelle Neuer Markt, Linien 1,4,5,6 ; fußläufig 15 min. vom Peter Weiss Haus

Anmeldung

(Öffentliche Veranstaltung)

 

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WORKSHOP 2: Führung durch die Ausstellung „Lebenswege – vietnamesische Rostocker*innen erzählen“ (Diên Hồng – Gemeinsam unter einem Dach e. V.)
14:30–15:30 Uhr | Peter Weiss Haus

Anmeldung

(Öffentliche Veranstaltung)

 

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DML Eröffnung & Kurator*innenführung

»Nước Đức. Vietnamesisch-Deutsche Migrationsgeschichte(n)«
16 Uhr | Volkstheater Rostock

Anmeldung

(Öffentliche Veranstaltung)

 

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PANEL & PARTY: Sprachlos in Nứớc Đức – Intergenerationales Erinnern zwischen Brüchen und Verbundenheit

18:30 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) | Peter Weiss Haus
u.a. mit den Panelist*innen Nhi Le, Dan Thy Nguyen und Vu Thanh Van. Moderation: Vũ Vân Phạm

Anmeldung

(Öffentliche Veranstaltung)

 

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21. September

Phở real – Nước Đức kocht & Kurator*innenführung

11:00–14:00 Uhr | Volkstheater Rostock
Die Köchin und Workshopleiterin Thuy Nguyen Thi Bich rührt kräftig in den Töpfen der Erinnerung: es gibt Phở
gà & Phở chay!

(Öffentliche Veranstaltung)

 


FORMATE:

Vernetzungstreffen

Nach der ersten Station im Juni in Halle möchten wir mit dem Vernetzungstreffen am 20. September in Rostock weiter Räume für den konkreten Austausch und die gemeinsame Arbeit gestalten und unsere gemeinsame Arbeit fortsetzen. Ziel des Formats ist es, lokale, regionale und bundesweit agierende Institutionen, Organisationen und Akteur*innen innerhalb des erinnerungspolitischen und -kulturellen Felds miteinander zu vernetzen und dabei Synergien zwischen Themen, Ressourcen und Projekten zu schaffen.

 



Workshop 1: Exkursion entlang der dezentralen Gedenkorte „Gestern Heute Morgen“ zum Pogrom in Rostock-Lichtenhagen 1992

1992 schrieben die rassistischen Angriffe in Rostock-Lichtenhagen Geschichte. Doch was bleibt? In Kooperation mit dem Dokumentationszentrum „Lichtenhagen im Gedächtnis“ führt dieser Rundgang zu verschiedenen historischen und symbolischen Orten der Hansestadt, die mit dem Pogrom von Lichtenhagen 1992 in Verbindung stehen. Anhand des Mahnmals „Gestern Heute Morgen“ der Künstlergruppe Schaum setzen wir uns mit den Perspektiven und dem Handeln der historischen Akteur*innen auseinander; Dabei legen wir  einen Schwerpunkt auf Perspektiven betroffener Rom*nja aus Rumänien und möchten diskutieren, wie es zum Pogrom kommen konnte und welche Folgen und Auswirkungen das Ereignis bis heute hat. Wir beschäftigen uns mit der gegenwärtigen Erinnerungskultur und kommen darüber ins Gespräch, wie einangemessener gesellschaftlicher Umgang mit dem Ereignis aussehen sollte.

 



Workshop 2: Führung durch die Ausstellung „Lebenswege – vietnamesische Rostocker*innen erzählen“

Nach den rassistischen Ausschreitungen 1992 in Lichtenhagen beschlossen die in Rostock lebenden Vietnames*innen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und den Kontakt zu deutschen Einwohner*innen von Rostock zu suchen und zu gestalten. In Oktober 1992 gründeten sie den Verein Diên Hông – Gemeinsam unter einem Dach e.V. Nach über 30 Jahren hat sich der Verein weiterentwickelt und öffnet sich seit 1997 für alle – unabhängig von Herkunft oder Hintergrund. Die vietnamesische Kultur spielt dabei – neben vielen anderen Themen – weiterhin eine besondere Rolle.

In dieser Ausstellung erzählen vietnamesische Rostockerinnen von ihren Wegen nach Deutschland, von Arbeit, Familie und Alltag – damals und heute. Begleitend dazu sprechen wir mit Vertreterinnen von Dien Hong über Erinnern, Rassismus und Community Building. Wie fühlt es sich an, zwischen Ankommen und Dazugehören zu leben?

 



Dynamic Memory Lab „Nước Đức. Vietnamesisch-deutsche Migrationsgeschichte(n)“ 

Das Dynamic Memory Lab ist ein dynamischer Erinnerungsraum. Eine partizipative Ausstellung. Ein Ort gelebter Pluralität. Als Laboratorium, das ganz dem Erinnern gewidmet ist, ist es dynamisch, flexibel, offen, unabgeschlossen. Es lädt ein zum Teilen, Innehalten, Diskutieren, Um- und Weiterdenken. Darüber, was Erinnerung ist, und darüber, was Gesellschaft sein kann.

Das Dynamic Memory Lab Nươc Đưc nimmt die vietnamesisch-deutsche Migrationsgeschichte in den Blick und geht der Frage nach, wie Geschichte erinnert und erzählt – oder auch verdrängt und verschwiegen wird. Im Fokus stehen Erinnerungen und Erfahrungen der vietdeutschen Community, die sich über mehrere Jahrzehnte zwischen Flucht und Vertragsarbeit, zwischen Nord- und Südvietnam und Ost- und Westdeutschland, zwischen Gewaltgeschichte und Selbstermächtigung bewegen und überkreuzen. Nước Đức gibt Erfahrungen Raum, die selten im Zusammenhang oder gegenseitigem Bezug betrachtet werden, obwohl sie eng miteinander verwoben sind. Zusammen bilden diese Erfahrungen ein erinnerungskulturelles Spannungsfeld, das alle politischen und gesellschaftlichen Himmelsrichtungen des Kalten Krieges und der Nachwendezeit umfasst – wie ein Kompass, der ideologische Brüche ebenso sichtbar macht wie biografische Verflechtungen. Die Kurator*innen Dan Thy Nguyen und Nina Reiprich versammeln Beiträge von Künstler*innen und Aktivist*innen der jungen Generation vietdeutscher Einwanderer*innen, die sich multiperspektivisch der vietnamesisch-deutsche Migrationsgeschichte zuwenden.

Die Eröffnung des Dynamic Memory Lab Nươc Đưc ist Teil des dezentralen heimaten Festivals. Das heimaten Netzwerk ist eine Initiative von Haus der Kulturen der Welt im Rahmen von heimaten, gefördert durch Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

 


 

Paneldiskussion Sprachlos in Nứớc Đức – Intergenerationales Erinnern zwischen Brüchen und Verbundenheit“ 

Eine Mutter schweigt über ihre Flucht übers Meer. Erst als Erwachsener erfährt ihr Sohn von den Monaten in Lagern, von der Angst, vom Hunger. Eine andere Familie erzählt von den ersten Jahren in der DDR, verschweigt jedoch den Rassismus und die Demütigungen nach der Wende. Wieder andere sprechen über alles – bis ihre Kinder irgendwann nicht mehr zuhören.

Was geben Eltern ihren Kindern von ihrer Vergangenheit mit? Und was bleibt ungesagt? Diese Fragen beschäftigen Forschende aus vielen Disziplinen. Denn zwischen den Generationen wird nicht nur Fürsorge weitergetragen, sondern auch Schmerz: Kriegserfahrungen, unausgesprochene Traumata, Schamgefühle, die Furcht vor Ablehnung.

Historiker*innen untersuchen, wie sich Erzählungen im Laufe der Zeit verändern. Psycholog*innen erforschen die Weitergabe von Traumata an Kinder und Enkelkinder. Soziolog*innen analysieren Prozesse von Integration und Ausgrenzung, während Literaturwissenschaftler*innen betrachten, wie Erfahrungen in Geschichten und Kunst Ausdruck finden. Pädagog*innen fragen: Wie lässt sich all das in der Bildung thematisieren?

Doch intergenerationelles Erinnern betrifft nicht nur Einwander*innenfamilien. Auch in Deutschland selbst steht es vielerorts noch am Anfang: beim Weitererzählen und Schweigen über die Shoah, den Zweiten Weltkrieg, die Erfahrungen zweier sich feindlich gegenüberstehender politischer Systeme – DDR und BRD.

Unser Panel in Rostock fragt: Wie gestaltet sich intergenerationelles Erinnern? Was wird geteilt, was verschwiegen – und weshalb?

 


 

Phở real »Nước Đức« kocht

Wie kochte die Rostocker vietnamesische Community in den Achtzigern? Unser Format widmet sich genau dieser Frage. Die Köchin und Workshopleiterin Thuy Nguyen Thi Bich der KTV Kantine rührt kräftig in den Töpfen der Erinnerung. Aber Vorsicht: Wer nach „Authentizität“ sucht, wird hier überrascht. Gekocht wird vietnamesisch mit den Zutaten, die in der DDR verfügbar waren – eine Küche zwischen Tradition, Improvisation und pragmatischer Anpassung. Und eins ist sicher: Schmecken tut es allemal.